Tja, manchmal ist es nicht so einfach (hm, kommt mir vor, als würde ich das öfter schreiben). Von einem Buch wird im Allgemeinen erwartet, dass der Inhalt möglichst logisch und schlüssig ist. Was tut man aber, wenn die Erwartungen in eine unlogische Richtung gehen? Ein paar lose Gedanken zu diesem Thema …
Beispiel: Vor ein paar Tagen meint meine ebenfalls schreibende Mutter zu mir, dass sie nicht so ganz weiß, was sie mit einer Rezension anfangen soll, in der ein Rezensent bemängelt, dass die charakterliche Entwicklung der Hauptperson nicht so sehr in die Tiefe geht, wie er das erwartet hat. Soweit alles ok – Problem: Die Geschichte (aus dem Bereich Humor, also eher nicht soo wahnsinnig tiefgründig) geht gerade mal über zwei Tage. In dieser Zeit ist es ziemlich unmöglich, dass ein Charakter eine tief greifende Entwicklung seiner Persönlichkeit durchläuft.
Ich habe tatsächlich etwas ganz Ähnliches erlebt – keine Kritik an beiden Rezensenten, die Rezensionen waren im Grunde genommen nicht negativ und jeder empfindet Dinge anders. Trotzdem regt es zum Nachdenken an.
Jedenfalls habe ich diese Rezension gelesen, in der es als Kritikpunkt eingestuft wurde, dass das Magiesystem in Lukrezia nicht tief genug behandelt wird, also sehr oberflächlich beschrieben bleibt. Nun ja – das versteh ich an sich ganz gut. Als alte Rollenspielerin mit eigenem Rollenspiel weiß ich, dass ein Magiesystem durchdacht sein sollte und dass man sich über die Details Gedanken machen muss. Mach ich auch sehr, sehr gerne. Eben für’s Rollenspiel.
Aber – jetzt kommt’s: Lukrezia ist in der Ich-Form geschrieben und Madame Kurtisane (Gegenspielerin aller keuscher Artiste) hat keinen blassen Schimmer von den tieferen Zusammenhängen der Magie. Sie macht instinktive erste Schritte, ganz wie ein Kind – und dabei hat sie überhaupt keine Ahnung von dem, was sie da tut. Sie KANN dem Leser also kein Magiesystem näherbringen. Und sie hat auch in der Kürze der Zeit nicht die Gelegenheit, in das Ganze eingeweiht zu werden. In Teil 2 ist das natürlich anders. Aber für den Augenblick passiert ihr das alles einfach. Würde sie nun daherkommen und dem Leser die Details vermitteln (die sie nicht kennen kann), wäre das extrem unrealistisch. Sicher. Hier hätte ich Lehrstunden einfügen können. Aber die hätten wiederum nicht in den Verlauf der Geschichte gepasst. Die Dinge passieren schnell und manchmal muss man auch Notwendigkeiten auf später verschieben.
Klar versteh ich dabei, dass jemand mehr über das Magiesystem wissen möchte. Wer an solchen Dingen interessiert ist, will da einfach mehr erfahren. Nur … geht leider nicht in diesem Fall. Kommt, versprochen. Aber … nicht in Teil 1.
Das Ende vom Lied: Man versucht wirklich, Kritik zu beherzigen. Allerdings klappt das schlicht und ergreifend nicht in jedem Fall. Da gehen die Erwartungen der Leser – wohl auch wegen ihrer eigenen Interessen an gewissen Dingen und persönlicher Vorlieben – und die Möglichkeiten der Geschichte ein wenig auseinander.
Aber manchmal passiert einem das durchaus auch selbst. Sonntagabend meint mein Freund zu mir, dass er mit dem Lesen der vorhandenen „Feenspiegel“ Kapitel durch ist. Er erzählt also ein bisschen und dann kommt: „Soll ich ganz ehrlich sein?“ Und ich denke: „Au, Mist, jetzt kommt’s. Wo ist der Teppich zum drunterkrabbeln?.“
Er: „Gefällt mir besser als Lukrezia.“
Ich: (leicht sprachlos) „Oh?! Aha?“
Er: „Ja, liegt Dir irgendwie besser, das merkt man. Schreibstil ist auch anders.“
Huch. Meine Erwartungen waren eher:
„Hm, is ja alles ganz nett, aber irgendwie etwas langweilig. Da fehlt die Action.“
Ganz zu schweigen davon, dass ich beim schreiben manchmal ganz und gar nicht das Gefühl habe, dass mir das Thema besser liegt. Das zum Thema Erwartungen. 😉
(Aber klar, gefreut hat es mich trotzdem. Nur von IHM, also Mr. „Mach noch eine Fechtszene mehr“ hab ich das nun nicht erwartet).