Fantasy-Romane haben ihre ganz eigenen Baustellen, über die man beim Schreiben immer wieder stolpert, und die ganz unvermutet Probleme verursachen. Eine davon ist – man sollte es kaum glauben – die Existenz von Magie. Eines der größten Hindernisse, über die ich immer wieder stolpere, sind wunderbare Behauptungen über übernatürliche Begebenheiten, die auf irgendeine Weise in sich schlüssig bleiben müssen. Solche Probleme können mich sehr lange beschäftigen, bis ich auf eine passende Lösung komme.
Es wäre leicht, zu sagen, dass man eben alles behaupten kann – es ist Magie, wer will denn sagen, wie die funktioniert? Trotzdem ist es wichtig, dass sie eine Grundlage besitzt und dass man gelegentlich nach dem Warum fragt. Nach dem: Wie funktioniert das alles hier eigentlich? Und wie um Himmels willen kann man es im Roman nutzbar machen, ohne sich selbst ein Bein zu stellen?
Ich erinnere mich mit Grauen an ebendiese wunderbaren Behauptungen, als ich zum ersten Mal im Kampf mit Blutgeborenen konfrontiert worden bin. Nun hatte ich die sehr mächtig gemacht. Kein Herz. Kein Schmerzempfinden. Eigentlich nur über Magie am Leben, bzw. einen schaurigen göttlichen Segen. Und dann hatte ich sie dort, mitten im Wald. Eine Schlacht brach los – die Krieger des Waldes mit Schwert, Pfeil und Bogen. Und … tja, Blutgeborene. Monster im Grunde. Untote. Und ich war in der sehr bedenklichen Lage, die töten zu müssen.
Also schrieb ich. Über Pfeile in Augenhöhlen, grunzend zusammenbrechende Kreaturen … und merkte dann, dass das in meinem Gefüge doch gar nicht funktionieren kann. Kein Schmerz. Was interessiert die denn, dass sie einen Pfeil irgendwo haben? Und jetzt? Kopf ab? Funktioniert ja schon – allerdings nicht bei einem halben Heer, das da auf die heilige Lichtung gestürmt ist. Da wird’s dann ein wenig anstrengend.
Da musste ich schon ziemlich kreativ werden, um die Biester tot zu bekommen. Drachenmagie. Eine neu »erwachte« Raubkatze, die wie eine Besessene auf einen Abgrund zu rannte und hoffte, dass ihre Flügel sie tragen würden. Am Ende ging es gut aus – vor allem für mich, die sich selbst eine fiese Falle gestellt hatte und strampeln musste, um dort wieder herauszukommen.
Solche Dinge passieren im Überschwang. Magie verleitet eben dazu, kreative Dinge zu erfinden. Mächtige Kreaturen. Gegner, die man kaum bezwingen kann. Nicht immer sind diese Ideen so leicht weiterzuführen und dann wirklich im Text nutzbar zu machen.
Es ist nicht zu vermeiden und es wird immer wieder vorkommen, dass solche Fallen auftauchen. In der Fantasy gehören sie dazu. Man wird darin landen wie in einer Fallgrube und dann kann schon sehr, sehr viel Kreativität gefragt sein, um wieder heraus zu klettern. Aber letztlich … ist das doch auch der Reiz an erfundenen Welten. Selbst wenn man für eine Weile davon in den Wahnsinn getrieben wird und ganz, ganz schön daran knabbern muss.
Am Ende bleibt Magie immer zu einem großen Teil unerklärbar und das sollte sie auch sein – denn wir können uns noch nicht einmal jeden Vorgang in der realen Welt vollkommen erklären. Sie sollte in dem jeweiligen Weltgefüge logisch und schlüssig sein, sie sollte eine gewisse Grundfunktion besitzen, die erkennbar ist, und nicht völlig aus der Luft gegriffen sein. Sie soll nicht mal so und mal so funktionieren. Doch geheimnisvoll darf sie bleiben. Dann sonst wäre sie kaum noch magisch zu nennen – und dies wiederum kann nicht der Sinn von Fantasy sein.