Zweiter Korrekturgang. Eine reine Willensanstrengung. Und immer, immer wieder das große Drama, weil es nur im Schneckentempo vorangeht. Meine Willenskraft bröckelt gewaltig und ich renne ihr mit dem Besen hinterher, um die Bruchstücke wieder zusammenzukehren. Langsam stellen sich gewaltige Ermüdungserscheinungen ein. Dauerkopfschmerzen, diverse Verspannungen, winzige Augen – und dann schau ich auf die Seitenzahl und bin doch erst irgendwo bei 217. Aber es hilft nix – die Arbeit macht sich nicht von allein.
Auch jetzt wartet der Text auf mich und ich überlege, ob ich mich in die tröstliche Gesellschaft der Kaffeemaschine flüchten soll. Allerdings wird’s davon wohl auch nicht schneller gehen und der Aufschub von maximal 5 Minuten bringt’s nicht. Also geht’s nun wieder ans Sätze bemäkeln, überflüssige Anhängsel streichen und generell alles bekritteln, was nicht bei Drei auf dem Baum sitzt.
Abends bin ich dafür munter am Planen. Ein neuer Weltentwurf entsteht. Die Nebellande bieten zwar noch genügend Geschichten, aber sie passen nicht für alles. Also muss ein zweiter Schauplatz her, an dem ich gerade arbeite und der sich doch ziemlich davon unterscheidet. Für einen leidenschaftlichen Weltenbastler eine tolle Sache. Aber ich gebe zu – es wird nicht einfach. Die Nebellande sind mittlerweile in alle möglichen Richtungen gewachsen. In meinem Kopf kann ich sie problemlos bereisen und ich muss nur hier anbauen, dort etwas einfügen und schon hab ich alles, was ich brauche. Wer herrscht hier? Wer lebt da? Wo gibt es Konflikte? Kein Ding. Die Ansätze sind ja alle da. Und wenn gar nichts anderes geht, kommt eben eine bekannte Persönlichkeit ins Spiel. Bei einer frischen, jungfräulichen Welt wird das wieder ganz anders sein. Welche Götter gibt es? Wer regiert? Wer bewohnt sie? Wie sieht’s zeitlich / technisch aus? Es ist eine große, weiße Seite. Keine Ansätze, keine Hinweise. Etwas, das ich schon lange nicht mehr zu füllen hatte.
Aber ich lass es auf mich zukommen. Meine Welten wuchern ohnehin, nachdem die ersten Seiten geschrieben sind. Asmoria hat sich auch selbst gebaut, obwohl es gar nicht gewollt war – also warte ich gespannt auf das, was sich ergeben wird. Und befürchte, dass sie am Ende genauso furchtbar wachsen wird wie alle anderen davor …