Lucian

Manchmal melden sich schon abgelegte Projekte mit aller Macht zurück und offenbaren plötzlich so erstaunliche Dinge, dass man sie wieder hervorholen muss. Der nächste Nebellande Band war eigentlich zurückgestellt. Ich wollte ihn unbedingt schreiben, er war weit geplant, aber es hat sich in der Zwischenzeit so vieles ergeben, dass ich ihn erstmal aufgeschoben habe.

Gestern Abend, mitten in der Planung für andere Projekte, hat sich auf einmal alles falsch angefühlt. Leer. Das Feuer war aus. Ich will das Buch doch eigentlich schreiben, warum wage ich es dann nicht? Warum packe ich es beiseite, um immer wieder wehmütig auf den Coverentwurf zu starren? Stattdessen jage ich anderen Geschichten nach, suche verzweifelt nach den fehlenden Bausteinen, um Lücken zu füllen und Fragezeichen zu vertreiben.

Hier gibt es aber keine Fragezeichen. Die Charaktere stehen, das erste – und das zweite – Kapitel sind ewig geplant. Ich habe sogar Dialogfetzen notiert und weiß in etwa, wohin die gehören. Eben wie bei den anderen, die vorher gekommen sind. Und wenn ich plane, fließt es. Es ist kein krampfhaftes Fischen mit gerunzelter Stirn, um etwas zusammenzubekommen. Es ist DA.

Die Rede ist von Lucians Geschichte. Der wohl letzten Rückkehr an den Schattenhof. Schon vor einer Weile haben sich mir die Details aufgedrängt. Wer ist dieser Lucian? Wo kommt er her? Was ist verkehrt mit ihm? Und die Antworten haben mir ausnehmend gut gefallen. Bis ich sie schweren Herzens beiseite gepackt habe. Nein, falsche Zeit dafür. Erst kommt das, jenes …
Dann ist das letzte Puzzleteilchen an seinen Platz gefallen und es hat Klick gemacht. Ich weiß jetzt, wer er ist. Aus einer vagen Idee ist Gewissheit geworden. Und nein, ich will es nicht aufschieben. Ich will genau DAS aus meinem Kopf schubsen. Weil jetzt alles perfekt passt.

Also drehen sich meine Gedanken um einen ganz neuen Teil der Nebellande und die dort ansässigen Kreaturen. Um den Krieg, den Aerios gegen die Dschinnlande geführt hat – und das, was dort mit Lucian geschehen ist. Um dieses violett glühende, mit Nachtblumen gefüllte Buch, das sich so farbenprächtig und exotisch in meinem Kopf eingenistet hat. Ich habe den Titel, ich habe das Cover, ich habe eine frisch eingerichtete Papyrusdatei. Alles, was mir noch fehlt, ist das fertige grüne Buch, damit ich das violette anfangen kann. 😉