Manchmal wird aus einem kleinen Schubser eine Lawine. Und dann kommt der Ideenfluss in Gang und lässt sich nicht mehr aufhalten. Ich hätte nicht gedacht, dass es gerade jetzt passieren würde, aber solche Sachen lassen sich wohl schlecht berechnen. Die kommen einfach, wann sie wollen, ob es nun passt oder nicht.
In meinem Fall war das sogar gesund. Ich komme gerade nicht zum Schreiben. Das geht gar nicht, weil ich Lucy 2 erstmal komplett durcharbeiten muss, bevor ich auch nur ans Weiterschreiben denken kann. Tu ich das nicht, wird das Endresultat furchtbar in die Hose gehen. Aber ich müsste. Und da kam Schubserin Manu ins Spiel, die angeregt hat, doch einfach kürzere Sachen zu veröffentlichen.
Hmmm. Keine schlechte Idee eigentlich und der Anstoß zu einer interessanten Erkenntnis. Ich bin nämlich extrem blockiert. Warum? Hinter Lukrezia steht ein gewisser Druck. Der zweite Teil soll möglichst zum ersten passen. Er soll einen ähnlichen Umfang haben (700 Seiten, na denn Prost), muss sich ordentlich an den ersten anschließen und soll möglichst nicht den Charme eines Mittelteils versprühen (die ja im Allgemeinen immer schlechter sind als der erste und der dritte). Dazu kommt eine gewisse Erwartungshaltung, die Lucy umgibt.
All das macht das freie Schreiben nicht gerade einfach. Das angeknackste Selbstbewusstsein ebenso wenig. Also ist es eine blendende Idee, während der Überarbeitungsphase einfach mal kürzere, abgeschlossene Geschichten zu verfassen, die nicht den Zwang einer Fortsetzung nach sich ziehen. Kopf freischreiben. Nicht mehr und nicht weniger.
Und tatsächlich – auf einmal sprudeln die Ideen und ich erwische mich dabei, wie ich Tag und Nacht darüber nachdenke, wie sich die Geschichte entfalten kann. Und es fühlt sich gut an, wie sich die Teilchen in meinem Kopf zusammenfügen, das Erkennen, dass der erste Ansatz nichts war, aber dafür ganz wunderbare Szenen entstehen und alles zu passen anfängt.
Und nun sitze ich hier und lege eine Charakterdatenbank an (hab ich noch nie gemacht, ist also ganz neu für mich) und die losen Ideen werden zu Menschen (und Feen) aus Fleisch und Blut, die dazu drängen, dass ihre Geschichte erzählt wird. Ein großartiges Gefühl, endlich mal wieder. Und ich kann es kaum erwarten, bis das alles zu Papier gebracht werden kann und diese neue Reise beginnt. Um endlich, endlich den Kopf freizubekommen.