Eigentlich war es fast nicht anders zu erwarten. Meine Buchcharaktere führen ein Eigenleben und dabei ist es ihnen relativ gleichgültig, wie meine Meinung dazu aussieht. Seit Tagen war ich mir sicher über den Verlauf der Geschichte. Die Szenen waren klar in meinem Kopf und eigentlich gab es keinen Zweifel daran, was kommen würde.
Dann war es gestern Abend soweit – die fragliche Stelle war erreicht und ich habe noch kurz meine Gedanken gesammelt, damit es losgehen konnte. Und auf einmal kamen die Zweifel. Ich war mir plötzlich nicht mehr sicher, ob meine Protagonisten so handeln würden, wie ich mir das die ganze Zeit vorgestellt habe. Auf einmal wurde mir klar, dass ich sie in eine Richtung zwingen wollte, in die sie selbst nicht gehen würden. Und sie sagten laut und deutlich: „NEIN!“
Da saß ich nun also auf dem Sofa, relativ verblüfft, Netbook auf dem Schoß und die Dinge entwickelten sich anders als erwartet. Aber tatsächlich besser. Aus irgendeinem mir nicht ganz verständlichen Grund ist das Gefühl jetzt „richtig“. Und ich bin froh, dass sie dieses Eigenleben entwickelt haben und nicht nur das tun, was ich ihnen aufdiktieren möchte. Viola und Ben sind zwei eigensinnige Charaktere, die mir das Leben in ihrem Zusammenspiel nicht immer leicht machen. Aber das ist wohl eine natürliche Sache, wenn man ihren Hintergrund bedenkt.
Die Tatsache, dass ihr Weg nun bald auf das Ende zugeht, macht mich ein wenig wehmütig. Es wird nicht einfach sein, sie loszulassen und obwohl in dieser Geschichte etwas Episches zugrunde liegen könnte, möchte ich es eigentlich bei diesem einen Buch belassen. Aber vielleicht ist der Gedanke, dass eine Rückkehr jederzeit möglich wäre, am Ende ein recht tröstlicher …