Klick!

Manchmal gibt es da diesen kleinen Augenblick, in dem es plötzlich „Klick“ macht und dann fließen die Dinge wieder. Und hier und da bringen sie sogar neue Einsichten mit sich.

Schon seit Tagen kaue ich an einer Stelle, die mir einfach nicht gefallen wollte. Es war wieder eine eher emotionale Stelle – eine Ben-Passage. Und aus irgendeinem Grund hat sie beim Lesen keinerlei Emotionen geweckt, obwohl ich relativ weit ausgeholt und haarklein erklärt hatte, warum die Dinge genau so und nicht anders sind. Also habe ich geändert und geändert. Hinzugefügt, geändert, gestrichen, geändert, hinzugefügt.  Tja. Irgendwie klang es aber so gar nicht nach Ben, diesem schwierigen, von Selbsthass geplagten Charakter. Und es blieb trotz allem Detail flach.

Dann kam der Moment, als ich Viola ein Sätzchen gestrichen und daran gemerkt habe, dass eine winzige Streichung manchmal genau den gegenteiligen Effekt hat – sie nimmt nichts weg, sondern gibt dem Text viel mehr Gefühl. Das klingt seltsam, ist aber tatsächlich so.

Also habe ich in der Folge die gesamte Passage gestrichen und sie in wenigen Worten neu geschrieben. Und siehe da, da war sie, die verlorene Emotion. Obwohl nichts erklärt wurde und keine emotionale Verklärung in irgendwelchen blumigen Worten stattgefunden hat.

Wahrscheinlich ist das nicht so wahnsinnig erstaunlich. Wenn ein Text im blumigen Sätzen erstickt, verliert sich leicht der Kern darin. Vor lauter hochtrabenden Gefühlen fühlt der Leser leider gar nichts. Weil die wichtigen Dinge davon verschluckt werden. Zudem gleitet es leicht in die Albernheit ab, wenn man seitenweise ausholt und jede Regung des oder der Angebeteten emotionale Jubelstürme hervorruft. Gut, das Problem hatte die Ben-Passage zwar nicht, dazu neigt er nicht, aber trotzdem muss man im Auge behalten, ob da nicht irgendetwas zu viel wird.

Aber an sich war es wohl der Abend der Erkenntnisse. Irgendwie ist der Knoten geplatzt und das Schreiben ging mir wieder leicht von der Hand. War gestern Morgen noch alles offen und unklar, hat sich das nun geändert. Das Finale wirft tatsächlich deutliche Schatten voraus, so sehr, dass ich den Verlauf (minus Einzelheiten natürlich) klar vor mir sehen kann. Es ist nicht mehr das diffuse Gefühl von „bald ist es soweit“, sondern die Sicherheit. Und irgendwie erschreckt mich der Gedanke ein wenig, dass die Geschichte schon so bald zu Ende geht. Es ist ein seltsamer Widerspruch. Man will sie gleichzeitig festhalten und trotzdem endlich wissen, wie alles ausgeht …