Die Zweitkorrektur verläuft mühselig. Da in der Erstkorrektur die uneleganten Stellen abgeschliffen worden sind, geht es jetzt wirklich darum, jedes einzelne Wort zu sehen und das geht auf die Augen und an die Substanz. Mehr als zwei Kapitel pro Tag sind nicht drin und der Prozess zieht sich endlos und ist sehr anstrengend. Es ist erstaunlich, was bei einem ersten Gang so alles übersehen wird – da fehlen Wörter, da sind Buchstaben falsch – es ist wirklich erschreckend. Natürlich sind die nicht offensichtlichen Fehler das große Problem. Die „echten“ Fehler hat Papyrus ja alle schon vorab ausgesiebt.
Dazu kommt die große Frage, wie’s danach weitergehen soll. Momentan ist alles offen. Ich bin noch nicht sicher, ob es der zweite Teil von Lukrezia wird. Nach langer Überlegung habe ich mich dagegen entschieden, das Buch zu zerhacken, nur damit es früher rauskommen kann. Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass so was nicht viel bringt und ich bringe es auch nicht übers Herz, etwas Komplettes in Teile zu zerstückeln. Vor allem hat mir der „Spiegel“ schon gezeigt, dass man nie so genau sagen kann, ob vorne nicht doch noch was geändert werden muss. Wer also sein Buch teilt, bevor es zu Ende geschrieben ist, ist verdammt mutig oder sehr davon überzeugt, keine Fehler zu machen. Beides trifft in diesem Fall nicht auf mich zu.
Was mich momentan davon abhält, das Projekt wirklich anzugehen, ist die Tatsache, dass im „alten“ Buchbereich sehr viel geändert werden muss. Rein sprachlich ist da nicht alles im grünen Bereich und es ist natürlich nicht so einfach, etwas, das man vor 10 Jahren geschrieben hat, dem heutigen Standard anzupassen. Bei Teil 1 war das durch die Überarbeitung von 2009 etwas anderes. Da war viel ausgesiebt, auch wenn es durchaus noch genug zu tun gab.
Natürlich ist es verführerischer, da etwas Neues anzugehen und die Energie in Dinge zu stecken, die eher dem heutigen Stand der Entwicklung entsprechen. Aber ich weiß, dass mir das angefangene Buch keine Ruhe lassen wird, bis es geschrieben ist. Es ist also eine Entscheidung, die mir absolut nicht leichtfällt und die ich dann wohl ganz spontan treffen werde. Ich weiß gerade, wo ich in einer extrem mühsamen Korrektur bin, auch wirklich nicht, ob ich gleich schon wieder Lust auf die nächste Groß-Korrektur habe …