Es hat lange gedauert, aber der Winter hat auch uns endlich erwischt. Die Welt ist plötzlich weiß und draußen kratzen alle paar Minuten die Schneeschieber. Auf einmal ist sie da, die Winterstimmung, die die ganze Zeit gefehlt hat und die jetzt gut zu meinem Schreibprozess passt. Gerade rechtzeitig sogar, denn nachdem die letzten Wochen aufreibend waren und zum Jahresanfang vieles zu tun war, wird es nun wirklich Zeit, Gwynna und Bryn ernsthaft auf den Weg zu bringen. Eigentlich bin ich schon schrecklich in Verzug.
Ganz untätig war ich nicht. Die ersten beiden Kapitel sind beendet, das dritte ist schon einige Seiten lang und ich war erstaunt, wie leicht es mir gefallen ist, mit meinen „frischen“ Protagonisten umzugehen. Noch fremdeln wir ein wenig – Lyân und Tristeyn sind noch nicht aus dem Kopf raus und ich muss mich in die neue Stimmung eingewöhnen. Zudem war es nicht leicht, Bryn zu finden. Immerhin gibt es Parallelen zwischen Tristeyn und seinem Vater. Beide haben einen Wolfsgefährten und es war zuerst schwierig, die Charaktere voneinander abzugrenzen, damit sie nicht zu ähnlich werden. Zudem gibt es natürlich einige Gemeinsamkeiten in den Beziehungen zwischen Tristeyn / Lyân und Gwynna / Bryn. Viel Gefahr besteht derweil allerdings nicht mehr. Bryn fühlt sich schon jetzt anders an als sein Sohn und Kasran geht in eine andere Richtung als Schattenauge – die Bindung der beiden ist älter, viel weiter, und gibt mir Raum, Dinge weiterzuentwickeln, die ich vorher nicht gesehen habe. Auch was alles andere angeht, ist Gwynna schlicht nicht Lyân. Sie ist eine Königin, keine Kriegerin – und auch wenn es mir schwerfällt, nach einem so kriegerischen Charakter umzuschalten, ist das gut so.
Es ist immer schwierig, dieses neue Buch zu finden, wenn man das vorherige noch sehr im Kopf hat. Die Stimmung ist anders, die Protagonisten werden anders miteinander umgehen – es ist eine neue, andere Geschichte und das ist schon auf den ersten Seiten spürbar. Aber das muss so sein – es ist der Lauf der Dinge und mittlerweile weiß ich nur zu gut, dass das „Fremde“ vergehen wird.
Also gibt es jetzt Wintertime-Tee, meine Tastatur – und hoffentlich einige Seiten mehr in dieser neuen, fremden Geschichte, die gerade aus ihrem Kokon schlüpft und bald zu einem farbenprächtigen Schmetterling werden soll.