Die Zeit des Abschieds rückt näher – zumindest, wenn man sich auf den reinen Schreibprozess beschränkt. Das hinterlässt ebenso Traurigkeit wie auch Aufregung. Ich weiß nicht, wie lange genau ich noch brauchen werde, aber zwischen einer Woche und 14 Tagen ist wohl alles möglich. Natürlich wäre es auch im Bereich des Möglichen, dass es noch etwas länger dauert, aber ich bin im Augenblick ganz optimistisch.
Allerdings habe ich keine Ahnung, wie sich die restlichen Seiten noch entwickeln werden. Es gibt diesen magischen Moment, in dem die Protagonisten tatsächlich das Steuer übernehmen. Dann denkt nicht mehr der Autor über das nach, was sie sagen oder tun. Es fließt von allein auf die Seiten. Spontan, so als ob sie selbst zu reden beginnen. Das Gefühl ist wohl ähnlich, als wenn man ein Diktat aufschreibt. Plötzlich sind die Worte wie aus dem Nichts da. Das ist seltsam und ein bisschen gruselig, als ob diese Menschen in Dir leben und Dir etwas erzählen.
Das Wiedersehen von Viola und Benneit enthält einen solchen Moment und entsprechend ist das sehr emotional. Für alle Beteiligten inklusive meiner Wenigkeit, die ihnen dabei über die Schulter sieht.
Jetzt, da das Ende der Geschichte so nah ist, bemerke ich plötzlich auch, dass ich mich auf eine Rückkehr zu Lukrezia und Andrea Luca freue. Es ist eigentlich das erste Mal, dass mir das passiert und seltsamerweise lösen sich nebenbei auch einige Fäden in dieser Geschichte auf. Wieder zum Mantel & Degen Genre zurückzukehren ist verlockend und genau das war eigentlich das Ziel dieser „Übung“. Ich wollte mich frei schreiben, damit ich mit klarem Kopf und mehr Selbstbewusstsein an die „alte“ Geschichte gehen kann. Das hat funktioniert – was ich nicht erwartet habe, war, wie sehr mir Ben und Viola dabei ans Herz wachsen würden. Diese als kurz geplante „Ich schreibe mich frei“ Erzählung ist erwachsen geworden. Sie steht für sich allein, sie zieht vielleicht irgendwann ein Folgebuch nach sich. Es ist mehr, als ich jemals erwartet hätte, als ich mich an diesem Dezembertag 2013 an den Computer gesetzt habe, um sie zu beginnen.