Ich bin ja eher so ein Entdeckungserzähler. Das heißt, ich habe ein Gerüst aus Charakteren und Szenen, die irgendwo in der Geschichte ihren Platz finden werden und gehe dann auf eine Reise, bei der ich den Rest entdecke und herausfinde, wo die einzelnen Puzzleteilchen zu platzieren sind. Das führt natürlich in 99% aller Fälle dazu, dass es auch nach dem Ende der Geschichte noch Dinge zu entdecken gibt.
Sonnenblut war irgendwann mal als Einteiler geplant – mit einer vagen Möglichkeiten eines zweiten Teils – nach einem abgeschlossenen ersten Band. Die Realität sieht ein wenig anders aus, was daran lag, dass die Geschichte sich eigenwillig in eine andere Richtung entwickelt hat – und aus einem schlichten Fluch und einer Romeo & Julia Story auf einmal etwas sehr Komplexes wurde. Gut, seien wir ehrlich – allein der Romeo & Julia Gedanke ging relativ schnell in die Hose. Dameo und Alysea wollten das nicht so ganz erfüllen.
Und dann war sie zu Ende. Und ich habe schon beim Schreiben bemerkt, dass eine zweite Geschichte darunter bleibt, die noch erzählt werden will. Das liegt an zwei Dingen – einmal gibt es in beinahe jedem Buch Nebencharaktere, bei denen man merkt, dass mehr in ihnen steckt als nur die Existenz als zweite Geige. Dazu reicht nur eine Szene, bei der man weiß: da ist noch etwas vergraben. Das war in Sonnenblut so und hat sich in Mondtränen extrem erhärtet.
Dann ist da noch eine zweite Komponente, denn auch wenn der eine oder andere befürchtet hat, dass die Geschichte in eine ganz andere Richtung abdriften wird, hat sie das nicht getan. Das bedeutet, dass ein breiter Bereich geblieben ist, der in einer eigenen Geschichte erzählt werden muss – in der Nebencharaktere ins Rampenlicht treten. Es ist nicht möglich, in Sonnenblut und Mondtränen ALLES zu erzählen, was zu erzählen ist. Trotzdem ist die Geschichte von Alysea und Dameo jetzt abgeschlossen. Aber sie hat Fäden hinterlassen, die weiter reichen, als es je geplant war.
Noch ist das alles ein bisschen schwammig, wenn ich davon erzähle. Denn wenn ich heute sage, dass Vangelas und Sofea an der Reihe sind, ihre Geschichte zu erzählen, kommt zumindest bei ihm erst mal ein Fragezeichen: Wer war das doch gleich?! Aber ich denke, das wird sich bald ändern.
Für mich ist es der Beginn einer Reise in eine noch fremde Welt – die Welt der Dämonen, die erst noch erschaffen werden muss, während diese Reise voranschreitet. Es gibt Namen, es gibt Orte und eine Hintergrundgeschichte, aber das ist auch schon alles.
Wird das ein Einzelband? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Während die Fäden entstehen, sehe ich, dass auch hier eine epische Geschichte lauert, mit Charakteren und Nebencharakteren, die ihren Raum brauchen werden. Mit einer Welt, die Umwälzungen ausgesetzt war und die noch mehr Umwälzungen zu erwarten hat, während alles auf den Kopf gestellt wird, was sie ausgemacht hat. Und natürlich wird es Begegnungen mit lieb gewonnenen Charakteren geben. Die Geschichte ist also noch nicht zu Ende – auch wenn sie abgeschlossen ist.